Ist der Kater eine Krankheit?

Ist der Kater eine Krankheit?

Der Kater ist die unschöne Folge des ausgiebigen Alkoholkonsums und beeinträchtigt nicht nur Deine körperliche, sondern auch Deine geistige Leistungsfähigkeit. Das so entstehende Unwohlsein kann bis zu drei Tage anhalten. Kein Wunder also, dass der Alkoholkater unter bestimmten Voraussetzungen eine Krankheit darstellt. Wann dies der Fall ist, zeigen wir Euch in diesem Artikel. Denn ob der Kater wirklich eine Krankheit ist, ist gar nicht so einfach zu beantworten.

Woher kommt das Wort Kater?

Bevor wir uns die Frage nähern, ob der Kater eine Krankheit ist, schauen wir uns zunächst die Herkunft von dem Wort “Kater” an. Dieses ist auf den Begriff “Katarrh” zurückzuführen. Dieser wurde im 19. Jahrhundert scherzhaft von Studenten eingeführt und verbreitet. Dahinter verbirgt sich eine Entzündung der Schleimhaut in den Atmungsorganen. Diese Krankheit geht mit wässrigen und schleimigen Absonderungen einher. Mit übermäßigem Alkoholgenuss und seinen Symptomen hat dies natürlich nicht viel zutun. Der Begriff ist allerdings geblieben. Der Kater wird teilweise auch als Katzenjammer bezeichnet. Dieser Begriff kommt aus der Zeit Goethes und wurde von dem Wort “Kotzen-Jammer” abgeleitet.

Ein Unterschied zur Alkoholintoxikation?

Gleichgesetzt wird der Kater häufig mit der Alkoholintoxikation (Alkoholvergiftung). So bspw. aktuell auf der deutschen Wikipedia Seite. In anderen Wikipedia Sprachen dagegen häufig nicht. Die Gleichsetzung ist daher strittig. Ein Unterschied zur Alkoholintoxikation ergibt sich z.B. dadurch, dass typische Katersymptome primär auftreten, wenn der Körper bereits gar kein Alkohol mehr enthält. D.h. wenn das Ethanol (Alkohol) bereits vollständig verstoffwechselt wurde. Der typische Alkohol Kater findet seine Ausprägung hauptsächlich, wenn man bereits wieder „nüchtern“ ist. Eine akute Alkoholvergiftung dagegen äußert sich in einer starken und schnelleren Reaktion des Körpers in Form von Erbrechen. Im Extremfall muss dies auch medizinisch versorgt werden. Eine solche akute Alkoholintoxikation erfolgt in der Regel bevor die eigentlichen und typischerweise gemeinten Katersymptome in Erscheinung treten.

Die Symptome des Alkoholkaters

Ein Alkoholkater kann mehrere Stunden nach dem ersten Konsum zu Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten, Übelkeit, Erbrechen, Abgeschlagenheit, erhöhtes Schwitzen, Müdigkeit, Muskel- und Magenschmerzen, depressive Verstimmungen und allgemeines Unwohlsein führen. Er schränkt die Leistungsfähigkeit des Körpers ein und kann daher zu Arbeitsausfällen führen. Wird die Schleimhaut des Magens stark gereizt, kann es zu Appetitlosigkeit und in extremen Fällen zu Erbrechen kommen. Auch die motorischen und geistigen Fähigkeiten leiden unter den Folgen des Alkoholgenusses. Leichtes Zittern, Konzentrationsschwierigkeiten, Schwindel und Unruhezustände sind häufige Symptome. Werden große Mengen Alkohol konsumiert, kann ein zeitweiliger Verlust des Gedächtnisses, auch als “Filmriss” bezeichnet, die Folge sein. Der Teil des Gehirns, der für die Übertragung vom Kurzzeitgedächtnis in das „Langzeit-Gedächtnis“ zuständig ist, wird schlicht deaktiviert.

Ursachen des Katers

Die Ursachen des Katers sind vielseitig und komplex. Die Wissenschaft ist sich in vielen Bereichen noch nicht einig. Aktuelle Vermutung sind die folgenden: Der Alkoholgenuss sorgt für eine Dehydrierung des Körpers und für einen schnellen Entzug verschiedener Stoffe aus dem Blut, der als Dysäquilibrium bezeichnet wird. Hierdurch entstehen die typischen Kopfschmerzen. Wird Ethanol im Körper abgebaut, entsteht das Zwischenprodukt Acetaldehyd, das eine Stimulierung und Denaturierung von körpereigenen Eiweißen verursacht. Wird während des Alkoholkonsums noch Nikotin konsumiert, kann dies die Kopfschmerzen noch verstärken. Während des Alkoholabbaus kommt es schließlich zu der Bildung freier Radikaler, also zu oxidativem Stress, der sich ebenfalls in der Form von Kopfschmerzen und allgemeinem Unwohlsein bemerkbar macht.

Die Definition der Krankheit

Eine Krankheit liegt vor, wenn die normalen körperlichen oder psychischen Funktionen gestört sind und diese Störung so erheblich ist, dass das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit negativ beeinflusst werden. Hierfür reicht eine subjektive Wahrnehmung der Beeinträchtigung. Diese Definition erschwert die Abgrenzung zwischen der Krankheit und der Befindlichkeitsstörung.

Der Begriff der Krankheit wird umgangssprachlich allerdings in vielen Situationen benutzt in denen eigentlich gar keine Krankheit vorliegt. Meist ist hiermit ein Unwohlsein gemeint, das auch mit den Ausdrücken “sich krank fühlen” oder “krank werden” umschrieben wird.

Die medizinische Betrachtung

Die Medizin bedient sich weitgehend der oben genannten Definition. Nach dieser Betrachtung gibt es also nicht nur “krank” und “gesund”. Nein sondern auch verschiedene Zwischenstufen. Hinzu kommt, dass eine Krankheit aus medizinischer Sicht nur dann gegeben ist, wenn ein pathologischer Befund vorliegt.

Die rechtliche Betrachtung

Anders wird die Krankheit in rechtlicher Hinsicht definiert. Nach dieser Betrachtung ist eine “Krankheit jede Störung der normalen Beschaffenheit oder der normalen Tätigkeit des Körpers, die geheilt, das heißt beseitigt oder gelindert werden kann.”
Dies wurde durch den deutschen Bundesgerichtshof (BGH) im Jahre 1958 festgelegt. Problematisch ist dabei, dass von dieser Ansicht keine unheilbaren Krankheitsbilder erfasst werden, da diese eben nicht geheilt werden können. Im Gesetz ist diese Definition allerdings nicht zu finden.

Die Betrachtung der WHO

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bedient sich einer Negativformulierung. Nach ihrer Ansicht liegt eine Krankheit vor, wenn ein Mensch nicht gesund ist. Gesundheit sei dabei ein Zustand vollkommenen Wohlbefindens, und zwar körperlicher, geistiger und sozialer Natur. Das reine Fehlen von Gebrechen und Krankheiten könne hierfür nicht ausreichen.

Ist der Alkoholkater eine Krankheit?

Aufgrund der verschiedenen Definitionen kann nicht einheitlich bestimmt werden, ob und wann die Alkoholintoxikation eine Krankheit ist.Der Kater ist bspw. nicht als Krankheit definiert von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder Krankenkassen. Dafür werden sogenannte Krankheitskataloge verwendet, in welchen Krankheiten kategorisiert und nummeriert werden. Ein Beispiel dafür ist der internationale „ICD-10“ (englisch: International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) den die Krankenkassen benutzen, oder der neuere DSM-5 der WHO.

Fakt 2:

Nach allgemeiner medizinischen Betrachtung muss es zu einer negativen Beeinflussung der Leistungsfähigkeit und des Wohlbefindens kommen. Hast Du am Vortag Alkohol getrunken, heißt das nicht unbedingt, dass es Dir nun schlecht geht. Ob Dein Wohlbefinden beeinträchtigt ist, ist eine subjektive Frage, die letztlich nur Du selbst beantworten kannst. Eine Herabsetzung der Leistungsfähigkeit geht meist mit einem ausgiebigen Verzehr von Alkohol einher – allerdings ist auch dies nicht zu verallgemeinern und von Mensch zu Mensch verschieden. Die medizinische Betrachtung macht die Einordnung des Katers als Krankheit also nicht von einer bestimmten Menge Alkohol abhängig, sondern davon, wie Du und Dritte Deinen Zustand und Deine Leistungsfähigkeit wahrnehmen.

Fakt 3:

Schneller wird die Alkoholintoxikation nach der Definition des BGH als Krankheit eingeordnet: Hier reicht bereits jede Störung der normalen Tätigkeit und der normalen Beschaffenheit des Körpers aus. Allein die mit dem Abbau von Alkohol einhergehende Dehydrierung ist bereits eine Abweichung von dem körperlichen Normalzustand und muss daher als Krankheit im rechtlichen Sinn bezeichnet werden. So haben auch im Jahr 2019 die Frankfurter Richter entschieden, denn im sogenannten Kater-Urteil des OLG Frankfurt wurde Werbung für Nahrungsergänzungsmittel gegen den Alkoholkater untersagt. Der Kater habe Krankheitscharakter und Nahrungsergänzungsmittel dürfen generell keine gesundheitlichen Heilversprechen machen, entsprechend wurde die Werbung dafür verboten.

Kann ich mich mit einem Kater krankschreiben lassen?

Bei der Frage, ob der Kater eine Krankheit ist, ist für viele die eigentliche entscheidende Frage dahinter, ob man sich krankschreiben lassen kann. Nach einem langen Wochenende kann es bekanntlich durchaus vorkommen, dass Du Dich am Montagmorgen nicht arbeitsfähig fühlst. Um der Arbeit fernzubleiben und in Ruhe zuhause auszunüchtern, benötigst Du allerdings eine Krankschreibung. Ein Arzt verschreibt sie dir und orientiert sich an der allgemein geltenden Definition der Krankheit. Er muss aber auch gegenüber den Krankenkassen eine Einordnung im „Krankheitskatalog“ vornehmen, allein schon, um die Behandlung abrechnen zu können. In Deutschland also gemäß dem ICD-10. Da der Kater, wie oben erwähnt, keine Krankheitskategorisierung im ICD hat, kann ein Mediziner dich also nicht wegen eines Katers krankschreiben lassen.

Eigene Einschätzung, wichtig

Es obliegt aber seiner Einschätzung, wie sehr und für wie lange er deine körperliche Leistungsfähigkeit für so eingeschränkt einschätzt, dass er dir eine Arbeitsunfähigkeit attestiert. Denn er kann deine Leiden einfach in andere ICD Kategorien einordnen und alleine anhand der Symptome wie Kopfschmerzen oder starkes Unwohlsein dich „krankschreiben“. Dies würde aber nicht explizit aufgrund eines Krankheitsbildes namens Kater erfolgen und ist losgelöst von der Rechtsprechung des BGHs oder des Kater Urteils aus Frankfurt. Dieser Unterschied ist wichtig zu verstehen. Dass der Kater als Krankheit im rechtlichen Sinne definiert wird, hat in dem Falle nichts mit der Krankheitseinordnung von Ärzten und Krankenkassen zu tun. Damit lässt sich auch mit dem Gerücht aufräumen, dass man sich mittlerweile wegen eines Katers krankschreiben lassen kann. Das ist eine Geschichte, der sich gut weitererzählen lässt. An diesem Mythos ist bei genauere Betrachtung aber nichts dran.

Fazit 1: Ist der Kater eine Krankheit?

Die Frage, ob der Kater eine Krankheit ist, ist mit „ja“ und „nein“ zu beantworten. Ja, der Kater ist eine Krankheit im rechtlichen Sinne, aufgrund der teils starken Symptome. Das heißt auch, es darf keine Werbung gemacht werden, die die „Heilung“ des Katers verspricht. Gleichzeitig aber ist die Antwort auch nein, der Kater ist keine Krankheit. Die WHO und den Krankenkassen klassifizieren den Kater in Ihren Katalogen nicht als Krankheit.

Fazit 2: Kann man wegen eines Katers krankgeschrieben werden?

Die diese Frage, kann man ebenfalls mit „ja“ und „nein“ beantworten. „Nein“, man kann sich nicht explizit wegen eines Katers krankschreiben lassen, weil die oben beschriebene Krankheitsklassifizierung in den entsprechenden Katalogen fehlen. Eine solche Krankheits-Kategorisierung des Katers bräuchte ein Arzt, um dich wegen eines Katers krankschreiben zu können. Gleichzeitig ist die Antwort aber auch „ja“, ein Mediziner kann einen indirekt und nach eigenem Ermessen dennoch krankschreiben, allein aufgrund der Symptome wie Kopfschmerzen oder starkem Unwohlsein.

Das heißt aber: nicht offiziell wegen eines „Katers“. Und das heißt: im Vergleich zu früher hat sich gar nichts verändert durch die Rechtsprechung (siehe bspw. oben das Kater-Urteil). Wegen eines Katers zum Arzt zu gehen bleibt also genauso unattraktiv wie es immer schon war. Denn die durch den Kater verursachten Leiden lösen sich in der Regel innerhalb einiger wenigen Stunden auf. Entsprechend stehen die Chancen nicht gut, dass dich ein Arzt für einen Tag oder länger krankschreiben wird. Zumindest nicht wenn man offen kommuniziert, was die wahrscheinliche Ursache für das akute Unwohlsein sind. Und dann ist die Frage, man die Stunden des großen Leidens wirklich dafür verwenden möchte, sich zum Arzt zu schleppen.

 

Disclaimer: dieser Beitrag erscheint im Blog von one:47 After Party Drink. One:47 ist kein Anti-Kater Getränk und verspricht nicht die Heilung eines Katers. One:47 berichtet im Blog über allerlei Themen, die das Feiern betreffen, u.A. Alkohol und Getränke. One:47 selbst unterstützt die normale Leberfunktion (durch Cholin), trägt zum Elektrolytegleichgewicht bei (durch Magnesium), trägt dazu bei die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen (durch Vitamin B2, C und Zink) und steigert das allgemeine Wohlbefinden am nächsten Tag.